Pädagogisch-didaktische Fallanalyse Falldarstellung Entwicklungspsychologie: Block D
von Aysha Syed
1. Kognitive Entwicklung (Verarbeitungskapazität und -geschwindigkeit, Wissen & Lernstrategien)
1.1. Theorie: Entwicklung der Strategienutzung (Flavell, 1990)
1.2. Befund: Entwicklung eingeteilt in drei Phasen eingeteilt: Mediationsdefizit, Produktionsdefizit, Nutzungsdefizit. Ein Produktionsdefizit besteht, wenn Kinder eine Strategie zwar nicht spontan nutzen, wohl aber – und das mit einem gewis- sen Gewinn – wenn sie dazu angewiesen werden.
1.3. Situation 1: Wenn ihr Vater sie Schritt für Schritt durch die Aufgaben lotste, klappte es ganz gut; ebenso, wenn er ihr kleinere Hilfestellungen für das Vorgehen gab. Aber wenn Antonia selbständig arbeiten sollte, funktionierte es einfach nicht; sie konnte die Hilfestellungen nicht selbst anwenden (Z. 25ff).
1.4. Situation 2: Antonia war ohne große Anstrengung Klassenbeste und erledigte ihre Schularbeiten mehr nebenbei als sich dafür gezielt Zeit zu nehmen. Sich konsequent vor einer Schulaufgabe hinzusetzen, um zu lernen, kennt Antonia im Prinzip überhaupt nicht (Z. 6ff).
1.5. Alternativer Umgang: Einüben von Lernstrategien, zunehmende Relevanz von Aktivierung von Vorwissen (regelmäßige Grundwissensquiz etc.), Lernentwicklungsgespräch, Lernchecklisten ("Wie lerne ich richtig?"),
2. Entwicklung von Selbst & Identität
2.1. Theorie: 4 Identitätsstadien (Marcia, 1980)
2.2. Befund: Unterschiedliche Stadien der Identität und Beschäftigung/ Meinungsbildung mit/ zu bestimmten Themen: Diffuse Identität, übernommene Identität, Moratorium, erarbeitete Identität Übernommene Identität: Meinungen/ Regeln etc. werden unreflektiert von sozialen Bezugspersonen und dem Umfeld übernommen ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen. In diesem Fall definiert sich Antonias Identität durch das klassische Geschlechterrollenbild (Mädchen können kein Mathematik) bzw. das durch den Lehrer vermittelte Bild ihrer Person. Sie übernimmt dieses Bild ohne darüber zu reflektieren für ihr Selbstbild und leitet daraus auch ihr Fähigkeitsselbstkonzept ab.
2.3. Situation: Außerdem würde sie Mathe nicht interessieren; das sei doch eher was für Jungs (Z. 26).
2.4. Alternativer Umgang: Möglichkeiten zur Exploration der Identität bieten, Projekttag (Girlsday), mehr Sprachsensibilität der Lehrkräfte bezogen auf Geschlechterrollen
3. Motivationale Entwicklung (Interesse und Fähigkeitsselbstkonzept)
3.1. Theorie: Big Fish Little Pond-Effect und Entwicklung des Fähigkeitsselbstkonzepts (Oerter 2008)
3.2. Befund: Big Fish Little Pond-Effekt: Phänomen, dass Schüler durch leistungsschwächere Mitschüler in ihrer Klasse eine stärkere Lernmotivation besitzen, da ihre Leistungen dort öfter auffallen, besonders honoriert werden und sie bestrebt sind, ihren Vorsprung zu halten.
3.3. Befund: Entwicklung des Fähigkeitsselbstkonzepts: Vorschulzeit: Tüchtigkeitsselbstbild; Grundschulzeit: Ipsatives Fähigkeitsselbstbild; Sekundarstufe: normatives Selbstbild -> Vergleich mit Mitschülern -> Big Fish Little Pond-Effekt
3.4. Situation 1: Sie erklärte ihrer Mutter, dass der Stoff viel zu schwer sei und dass sie nicht geeignet für diese Klasse sei. Sie hätte in Mathematik ja immer schon eher Schwierigkeiten gehabt. Fr. Bauer war sehr überrascht von den Äußerungen ihrer Tochter, denn früher hatte Antonia immer geglaubt, dass sie alles schaffen könne, wenn sie sich nur genug anstrenge (Z. 13ff).
3.5. Situation 2: Sie sei eindeutig zu doof für diese Klasse, die anderen Schülerinnen und Schüler hätten alle viel bessere Noten (Z. 46f).
3.6. Alternativer Umgang: 1. Orientierung der Rückmeldungen der Lehrkraft nicht an der sozialen sondern an der individuellen Bezugsnorm -> Lernfortschrittsorientierung 2. Attribuierung an internal-variablen Ursachen statt an internal-stabilen. Zum Beispiel statt „Du kannst das nicht“ (internal stabile Attribution) -> „Du musst noch mehr üben“ (internal variable Attribution)