Gebrauch der Artikel
von Мария Артемьева
1. Der unbestimmte Artikel "ein" bedeutet einer von vielen möglichen und hat die Aufgabe, ein beliebiges, noch nicht genanntes Einzelding aus einer Gattung herauszuheben. Die „Unbestimmtheit“, des genannten Dings besteht darin, daß es nur solche Merkmale besitzt, die es als zu einer Gattung gehörend kennzeichnen. Den unbestimmten Artikel gebraucht man somit beim erstmaligen Erwähnen, und zwar nur bei denjenigen Gattungsnamen, welche zählbare Begriffe bezeichnen. Muster: Ein Fichtenbaum steht einsam | Im Norden auf kahler Höh´.
1.1. 1. Strukturell-semantische Mittel: - Der unbestimmte Artikel steht häufig bei Substantiven, die als Prädikativ auftreten Muster: Die Rose ist eine Blume. - Da der unbestimmte Artikel ein noch nicht erwähntes Einzelding begleitet, so steht er meist bei Substantiven, die als Objekt zum Verb haben oder in unpersönlichen Sätzen mit es gibt auftreten. Muster: Einen Fahrplan gab es nicht mehr. - Den unbestimmten Artikel hat häufig ein Substantiv mit dem attributiven Pronomen welcher oder solcher und zuweilen mit dem, Pronomen jeder bei sich: welch ein, solch ein, ein solcher, ein jeder. Muster:„Bei einer solchen großen Kontrolle“, sagte Franz, „kann es doch wirklich nicht schwer sein, einen einzelnen Mann zu finden.“ - kann auch generalisierende Bedeutung haben. Muster:... in der Not kommt ein Mensch auf alles.
1.2. 2. Lexikalisch-grammatische Mittel: - Indefinitpronomen, Fragepronomen, Negativpronomen, unpersönliche Pronomen - Grundzahlwörter
1.3. 3. Syntaktische Mittel: - Wortverbindung nicht ein - substantivierte Gruppen wie eine Menge Bücher, ein Haufen von… - Verbindung der Indefinitpronomen mit Pronominalsubstantiven - Wortfolge, die Stelle des Substantivs mit dem unbestimmten Artikel im Satz
1.4. 4. Suprasegmentale Mittel: starke Betonung
2. Der Artikel bei Stoffnamen und Abstrakta
2.1. Semantischer Inhalt bei Stoffnamen und Abstrakta bedingt gewisse Besonderheiten im Gebrauch des Artikels. Die Stoffnamen und Abstrakta bezeichnen unzählbare Begriffe. Ist der genannte Begriff nicht in seinem Gesamtumfang gemeint, so steht er ohne Artikel. Muster: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. In einigen Fällen werden Stoffnamen und Abstrakta mit dem Artikel gebraucht. Der bestimmte Artikel bei Stoffnamen und Abstrakta wird gebraucht: 1. zum Ausdruck syntaktischer Verhältnisse, d. h. wenn der Kasus angegeben werden soll. Muster: ...das klare Gold der Anschauung für das Papiergeld der Bücherdefinitionen mühsam einwechseln. 2. sobald ein Stoffname oder Abstraktum seinem Umfang bzw. seinen Merkmalen nach genauer gekennzeichnet wird. Muster: Das Vertrauen, das die Partei in sie setzte, empfanden sie als ein Geschenk.
3. Das Fehlen des Artikels
3.1. 1. bei Einzeldingen im Plural, wenn sie im Singular sinngemäß mit dem unbestimmten Artikel stehen. Die Artikellosigkelt im Plural weist in solchen Fällen darauf hin, daß nicht alle Einzeldinge derselben Gattung, sondern ein nicht näher bestimmter Teil erwähnt wird; Muster: Auf der Landstraße fing es an, lebendig zu werden. Milchmädchen zogen vorüber; auch Eseltreiber mit ihren grauen Zöglingen. 2. wenn die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft bezeichnet und von keinen näheren Bestimmungen begleitet ist; Muster: „Ich bin ja jetzt Mutter. Bin Hausfrau. Im Krieg war ich Krankenschwester...“ 3. wenn ein Stoffname oder ein Abstraktum ganz allgemein aufgefaßt wird, ohne daß der genannte Begriff in seinem Gesamtumfang gemeint ist; 4. bei Personennamen; 5. oft bei Substantiven, die Verwandtschaftsbezeichnungen sind und in ihrem Gebrauch den Personennamen nahe kommen 6. bei geographischen Namen sächlichen Geschlechts, die Städte, Länder und Kontinente nennen, sowie bei den Namen größerer Inseln. In manchen Fällen ist der artikellose Gebrauch eines Substantivs unabhängig von dessen semantischem Inhalt. Entscheidend sind syntaktische Momente. Der Artikel fehlt: 1. wenn dem Substantiv ein attributives Pronomen oder ein Genitivattribut vorangeht; Muster: Mit deinen schwarzbraunen Augen | Siehst du mich forschend an... 2. wenn das attributive Adjektiv im Superlativ nicht in seiner eigentlichen, der relativen, sondern in der absoluten Bedeutung gebraucht wird; Muster: Günstigste Bedingung für die Lohnarbeit ist möglichst rasches Wachstum des produktiven Kapitals... 3. meist, wenn dem Substantiv eine Kardinalzahl vorangeht; Muster: Drei Tage arbeitet Petra in der Maurerkolonne. 4. wenn der Begriff als solcher bloß genannt wird; 5. wenn das Substantiv als Anrede oder als Ruf gebraucht wird; 6. wenn ein Substantiv in einer präpositionalen Wendung auftritt, die im Satz meist Adverbialbestimmung oder prädikatives Attribut ist. Muster: Als er sie begriffen hatte, erhob er sich, er wies mit gelbem Finger auf sein gestärktes Vorhemd, die breite Trauerkrawatte. Der Artikel kann auch aus stilistischen Gründen ausgelassen werden, namentlich dort, wo Kürze angestrebt wird, wie: 1. in Militärkommandos 2. in Titeln sowie in Schlagzeilen der Zeitungen 3. auf Aushängeschildern und in Bekanntmachungen 4. bei der Aufzählung, häufig auch bei paarweise auftretenden Substantiven 5. in vielen Sprichwörtern und formelhaften Wendungen
4. Der bestimmte Artikel bezeichnet das für jeden gegebenen Fall einzig mögliche Ding. Dabei können die Voraussetzungen, unter denen das Ding als das einzig mögliche auftritt, verschiedenartig sein. Nachdem ein Ding mittels des unbestimmten Artikels aus einer Reihe gleichartiger Dinge herausgehoben worden ist, gilt es in der Folge als das einzige, von dem nun die Rede sein wird, und wird daher mit dem bestimmten Artikel gebraucht. Der bestimmte Artikel steht folglich, wenn ein Begriff bereits vorher erwähnt worden ist. Muster: Es war ein alter König, | Sein Herz war schwer, sein Haupt war grau; | Der arme, alte König, | Er nahm eine junge Frau.
4.1. 1. - Der bestimmte Artikel wird gebraucht, wenn das Ding in einer bestimmten Situation, in bestimmten Verhältnissen stets das einzig mögliche bleibt; dabei wird die Bekanntschaft mit diesem Ding innerhalb eines gewissen Personenkreises vorausgesetzt (im Lande oder im Gebiet, in der Stadt oder im Dorf, auf der Arbeitsstelle oder in der Familie usw). - Mit dem bestimmten Artikel stehen in der Regel auch die Benennungen der Tageszeiten, der Wochentage, Monate und Jahreszeiten. -Den bestimmten Artikel gebraucht man bei den Wörtern, die Begriffe bezeichnen, welche in ihrer Art einzig dastehen, ganz abgesehen davon, ob sie zum erstenmal erwähnt werden oder nicht; so steht der bestimmte Artikel fast durchweg bei den Wörtern: die Sonne, der Mond, die Erde und manchen anderen. - Auch andere Attribute (das Genitivattribut, das präpositionale Attribut, das durch ein Adverb oder einen Infinitiv ausgedrückte Attribut, das erweiterte Attribut sowie ein Attributsatz) machen ein Ding nicht selten zum einzig möglichen in der gegebenen Situation. Seit dem Tode ihres Mannes teilte Frau Heisler die Wohnung mit der Familie des Zweitältesten Sohnes. -Der bestimmte Artikel steht bei einem Substantiv mit einer Kardinalzahl oder mit den unbestimmten Numeralien beide und viele als Attribut - Der bestimmte Artikel kann auch generalisierende Bedeutung haben. Der Löwe (d. h. alle Löwen) ist ein Raubtier.
4.2. 2. Lexisch-grammatische Mittel: - Demonstrativpronomen - Possessivpronomen - Relativpronomen (alle, sämtliche u.ä)
4.3. 3. Lexikalische Mittel: - Adjektive in der Funktion des Attributs; Adjektive im Superlativ - Partizip I, II in der Funktion des Attributs - Ordnungszahlen - Infinitiv in der Funktion des Attributs
4.4. 4. Syntaktische Mittel: - erweiterte Attribute - Relativsatz, Adjektivsatz - Wortfolge: die Stelle des Substantivs mit dem bestimmten Artikel im Satz (Text)
4.5. 5. Suprasegmentale Eigenschaften: starke Wortbetonung, keine Betonung
5. Der Artikel bei Eigennamen
5.1. Bei Personennamen steht der Artikel im allgemeinen nicht, da sie ja schon an sich Einzelwesen bezeichnen und daher nicht hervorgehoben zu werden brauchen. Der Artikel steht aber: 1. wenn dem Personennamen ein Attribut beigegeben ist Muster: „Ist das der Kreß aus dem Abendkurs? Mit ’ner Brille?“ 2. zur Angabe des Kasus, besonders bei Frauennamen und Namen fremden Ursprungs Muster: Als sich der Kopf der Grabber zeigte, erzählte Paul rasch hintereinander... 3. in der Umgangssprache, mit familiärem Beiklang, manchmal zur Angabe des Geschlechts Muster: Der Hans und die Grete tanzen herum | Und jauchzen vor lauter Freude. 4. wenn der Personenname als Name eines Schiffes, Sterns oder Planeten gebrauch wird 5. wenn der Personenname zur Bezeichnung eines dichterischen Werkes oder einer Rolle in einem Theaterstück dient; 6. wenn der Name eines Künstlers auf sein Werk im allgemeinen (der bestimmte Artikel) oder auf einzelne Werke (der unbestimmte oder auch der bestimmte Artikel) übertragen wird Muster: „Von Heinz, meinem Schwiegersohn“, sagte Mimi stolz, als der Bruder die Bilder betrachtete. „Die sind wertvoll. Der eine dort ist ein echter van Gogh.“ 7. wenn der Personenname als Gattungsname gebraucht wird (der unbestimmte Artikel im Singular, der bestimmte im Plural, in generalisierender Bedeutung) Muster: Selbst ein Mozart hätte hier nicht mehr reine Engeltöne aus dem himmelblauen Himmel auf sein Notenpapier übertragen können. 8. zuweilen bei Familiennamen in der Pluralform, wenn die ganze Familie gemeint ist. Muster: „Ich war in Gansenstein, bei den Weißendorfs.“ Von den geographischen Eigennamen werden die Städte- und Ländernamen sowie die Namen der Kontinente sächlichen Geschlechts, ferner die Namen vieler größerer Inseln ohne Artikel gebraucht. Der bestimmte Artikel steht immer bei folgenden geographischen Namen: 1. bei Ländernamen männlichen und weiblichen Geschlechts sowie bei dem Namen der Stadt Haag, der männlichen Geschlechts ist: die Schweiz, die Tschechoslowakei, die Türkei, der Iran (auch: Iran), der Haag u. a.; 2. bei Länder- und Städtenamen mit einem Attribut; Muster: Ich aber nahm das neue Athen sehr in Schutz... 3. bei den Namen der Flüsse, Seen, Meere, Ozeane, Meerstraßen, Berge, Wälder, Wüsten, Täler sowie der Straßen, Plätze, Gassen usw. Die übrigen Eigennamen. Die Benennungen der Planeten und Sternbilder werden stets mit dem bestimmten Artikel gebraucht. Die Benennungen der Schiffe sowie die Titel der Werke, Zeitungen, Zeitschriften usw. werden gleichfalls mit dem bestimmten Artikel gebraucht, auch wenn der Artikel nicht zum betreffenden Schiffsnamen oder Titel gehört.
6. Die Verschmelzung von Präposition und Artikel
6.1. Drei Singularformen des bestimmten Artikels (Dat. mask. und neutr. dem, Akk. neutr. das, Dat. femin. der) können zuweilen, bei einem Substantiv mit Präposition gebraucht, mit manchen Präpositionen zu einem Wort verschmelzen: an, bei, in, von, zu + dem = am, beim, im, vom, zum; an, auf, für, hinter, über, um + das = ans, aufs, fürs, hinters, übers, ums; zu + der = zur. Die Verschmelzung findet jedoch nur statt, wenn der Artikel völlig unbetont ist. Dies ist der Fall: 1. in den meisten präpositionalen Wendungen 2. in vielen formelhaften Wendungen